Der Aufbau des Autolackes und Unterschiede zur Lackierung von Hand

Kotflügel wird lackiert
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Wer ein neues Auto sieht, freut sich über den schönen, glänzenden Lack. Insbesondere Metallic-Lacke funkeln im Licht und sind sehr beliebt, obwohl sie meist Aufpreis kosten. Doch was sind die Geheimnisse eines guten Autolacks? Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengefasst.

Die Lackoberfläche eines Autos ist täglich vielen Belastungen und einer Menge Stress ausgesetzt. Die Sonne mit ihren UV- Strahlen, der (saurer) Regen, Vogelkot, Pollen, Sand- und Staubpartikel, große Hitzeunterschiede zwischen Winter und Sommer (Lesetipp: Wintercheck), Autowäschen und viele andere Dinge setzen dem Autolack tagein, tagaus zu. All dies hält ein guter Autolack in der Regel viele Jahre problemlos dank seines besonderen Aufbaus nach jahrelanger Forschung aus.

Wie ist ein Autolack aufgebaut?

Die meisten Autolacke bestehen aus vier verschiedenen Schichten und sind trotzdem nicht dicker als 100-150 µm, was gerade einmal 0,1 bis 0,15 mm entspricht. Oder anders ausgedrückt: die Dicke einer Lackschicht ab Werk beträgt nur ca. so viel, wie zwei menschliche Haare.

Zuunterst findet sich die Grundierung, die zwischen 15 und 20 µm dick ist. Diese Grundierung dient dem Rostschutz und fungiert als Haftvermittler. Die Grundierung ist nicht besonders glatt.

Darüber befindet sich die Füllerschicht mit einer Dicke von ebenfalls 15-20 µm. Sie glättet die Oberfläche und ist ebenfalls ein Korrosionsschutz.

Der Basislack ist die Dritte Schicht. Hier finden sich die Farbpartikel, die z.B. auch für die Effekte (Metalliclacke) zuständig sind.

Der Basislack wird durch den Klarlack, der zwischen 30 und 45 µm dick ist, geschützt. Dieser Lack ist einerseits ein Schutz für den Basislack, hat aber andererseits auch die Aufgabe, für Hochglanz zu sorgen. Je unregelmäßiger die Oberfläche des Klarlacks ist, umso mehr wird das einfallende Licht gestreut, was den Lack stumpfer aussehen lässt.

Alle Lackschichten werden im Werk für eine optimale Lackierung durch Roboter aufgetragen. Nur diese sind in der Lage, ausreichend dünne und gleichmäßige Lackschichten dauerhaft aufzutragen.

Für eine konstant hochwertige Lackierung ohne Mängel sind hohe Qualitätsstandards bei den verschiedenen Lackschichten ebenso nötig, wie im Lackierprozess selbst. Bereits feinste Fremdsubstanzen können Lacke deutlich verschlechtern. Regelmäßige Kontrollen der Lacke und ihrer Bestandteile sind ebenso nötig, wie die Kontrolle der Lackierungen, z.B. mittels der ToF SIMS Analyse, um umgehend auf Verschlechterungen reagieren zu können.

Nachlackierungen – was ist der Unterschied?

Eine gute Nachlackierung, z.B. nach einem Unfallschaden oder Korrosion, wird durch einen Experten aus einem Lackier-Fachbetrieb ausgeführt. Dennoch gibt es zur Lackierung im Werk immer deutliche Unterschiede, die oft auch mit dem Auge sichtbar sind.

Zunächst einmal ist solch eine Lackierung deutlich dicker als bei einer Neulackierung. Das kann man z.B. mit einem Schichtdickenmessgerät nachprüfen. Die Begründung: So zügig und dünn wie ein Roboter, kann kein Mensch den Lack auftragen. Zudem wird der Mensch nie den Lack nur in eine Richtung auftragen können, sondern geht mit der Spritzpistole immer hin- und her.

Ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist, dass der Lack, den ein Lackierer verwendet, sich von den Lacken in einem Autowerk unterscheidet.

Weitere Probleme bei der Lackierung von Hand

Bei einer Lackierung von Hand gibt es generell weitere Dinge zu beachten. Ist z.B. der Lack älter und hat bereits UV-Schäden oder besteht aus einer aufwändigen Metallic-Lackierung, so ist der Farbton einer Teillackierung nicht immer 100% mit dem alten Farbton identisch. Das kann zu starken optischen Unterschieden führen, wie auf dem Foto ersichtlich (deutlicher Farbunterschied zwischen Heckfänger und Kotflügel).

Hier kann dann eine sogenannte Beilackierung der umliegenden Teile helfen, den Farbunterschied optisch zu kaschieren. Dabei wird praktisch ein fließender Übergang zwischen dem neuen und dem alten Farbton geschaffen, was dazu führt, dass das Auge den Farbunterschied nicht mehr erkennt.

Hilft dies auch nicht, so bleibt am Ende nur eine Neulackierung des gesamten Fahrzeugs.