Speditionen – eine Branche im Kampf mit der Krise

Schwertransport
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Die Krisen der letzten Jahre haben verschiedene Branchen unterschiedlich hart getroffen. Gerade im Rahmen der aktuellen Ukraine-Krise haben aber vor allem die Speditionen besonders zu kämpfen. Denn die Preise, die man allenthalben in den Supermärkten zu Gesicht bekommt und die viele Verbraucher ratlos zurücklassen, sind nur ein kleiner Spiegel der Probleme, mit denen sich das Transportwesen aktuell herumschlagen muss.

Preissteigerungen im Kraftstoffbereich sorgen für extreme Unwägbarkeiten

Es gibt Probleme, mit denen kann und muss ein Unternehmer einfach rechnen. Doch die Dieselpreisentwicklung der letzten Wochen und Monate konnte niemand wirklich vorhersehen. Lag am 04.01.2022 der Preis für einen Liter Diesel noch bei 1,562 Euro, standen am 10.03.2022 satte 76 Cent mehr auf der Zapfsäule – pro Liter wohlgemerkt.

Dass der Monat März 2022 an den Tankstellen der Bundesrepublik der teuerste Monat aller Zeiten war, lässt sich an diesem Beispiel leicht festmachen. Selbst für sehr kleine Lkw mit einem Tankfassungsvermögen von 200 Litern bedeutet das einen Preisanstieg für eine einfache Tankfüllung von rund 150 Euro.

Das die meisten Lkw mit einem deutlich größeren Tank daherkommen, macht die Kalkulation für Spediteure dieser Tage nicht einfacher. Auch nicht der Umstand, dass viele Transportverträge langfristig abgeschlossen wurden und so die aktuellen Preissteigerungen im Bereich der Kraftstoffe dabei keine Berücksichtigung finden. Nicht wenige Spediteure zahlen drauf, wenn sie ihre vereinbarten Routen zu den bisherigen Preisen weiterbedienen. Grund genug, bei den Preisen nachzuverhandeln und die gestiegenen Kosten nach und nach an die Kunden weiterzugeben.

Auch die Lohnkosten bewegen sich stetig nach oben

Das Transportgewerbe war in Zeiten von Corona und Co. sehr gefragt. So könnte man meinen, dass gerade die Speditionen in den letzten Jahren doch erhebliche Gewinne eingefahren haben müssten. Doch dem ist nicht so. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen haben unter der Pandemie schwer zu leiden gehabt. Auch wenn es eine Menge Routen zu fahren gab – die vergleichsweise niedrigen Preise und die damit einhergehende Ungewissheit vieler Händler, wann der nächste Lockdown anstehen könnte, haben viele Geschäftsbeziehungen stark belastet.

Hinzu kommt, dass sich auf die Lohnkosten in den letzten Jahren schon lange nicht mehr seitwärts, sondern stetig nach oben bewegen. Schon am 16.11.2021 beschrieb die Deutsche Verkehrs Zeitung die Problemsituation vieler Unternehmen in der Logistikbranche treffend, als sie schrieb, dass viele Fahrer in den Corona-Jahren zwar extremes geleistet haben, die Finanzen der meisten Unternehmen in diesem Bereich aber dennoch sehr schwach dastehen. Die steigenden Lohnkosten gepaart mit den enormen und (ungeplanten) Anstiegen der Kraftstoffpreise, machen Kalkulationen für die nächsten Monate sehr schwer, wenn nicht gar zu einer reinen Lotterie.

Dennoch gibt es Möglichkeiten der Optimierung

Unternehmen in der Transportbranche haben verschiedene Möglichkeiten, die aktuelle Situation zu optimieren. Da wären beispielsweise stringentere und besser planbare Abläufe. Die möglichst komplette Vermeidung von Leerfahrten und die Planung von besonders kosteneffizienten Routen gehören hier sicherlich dazu. Transportmanagement mit modernen ERP-Systemen kann dabei eine große Hilfe sein.

Auch die Spezialisierung auf einzelne Bereiche des Transportwesens ist in der aktuellen Situation auf jeden Fall empfehlenswert. Denn so kann man sich einen festen Kundenstamm in seinem Bereich aufbauen und dabei auch eine gewisse Expertise gewinnen. Vor allem in komplizierten Bereichen wie dem Schwerlastverkehr werden spezialisierte Unternehmen in vielen Fällen von den Auftraggebern bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt. Gerade in Zeiten von maroden Brücken und dem anstehenden Ausbau von Windradparks sind Schwerlasttransporter von unseren Autobahnen kaum noch wegzudenken.

Fazit: Am Ende zählt die Qualität – und die Idee für die künftige Strategie

Die Transportbranche zu den wichtigsten Branchen in Deutschland – das ist eigentlich allen Marktbeteiligten klar. Waren müssen nun einmal von A nach B kommen und Güterzüge oder Schiffe können nicht das volle Potenzial übernehmen, das tagtäglich über deutsche Autobahnen rollt. Doch um dauerhaft zu überleben, braucht es gerade heute für Speditionen vor allem zwei Dinge. Innovation und die Fähigkeit, gut zu kalkulieren.