Es poltert, es dampft und qualmt und jeder Kolbenschlag ist unter der Fußsohle zu spüren. Die ersten als Einzelstück oder in zumeist kleinen Serien gebauten Traktoren, sind jeder für sich einzigartig. Bei einigen musste noch von Hand der Motor vorgeglüht werden, andere wurden angekurbelt und für die Exoten mit Dampfantrieb wurde mindestens eine Stunde vor Fahrtbeginn ein Feuer unter dem Kessel entzündet.
Eingesetzt wurden diese Schlepper vorzugsweise in der Feldarbeit. Aber auch als Zugfahrzeuge auf Werften, in Stahlbetrieben und in den Zechen im Ruhrgebiet sowie im Saarland taten diese Oldtimer unter den Traktoren ihren unverzichtbaren Dienst.
Die Hersteller der alten Schönheiten
Keine Servolenkung, meist kein Differenzial, erst viel später eine elektrische Zündung, respektive eine manuelle Vorglüheinrichtung, waren diese Trecker technisch schlicht – sind aber dennoch faszinierend. Mit jedem Modell wurden Weltneuheiten präsentiert; von der im riesigen Kotflügel integrierten Werkzeugbox, bis zum ersten Traktor mit Wetterschutzdach.
Gleich nach dem ersten Weltkrieg waren Traktorenproduzenten
wie Hanomag, Fendt oder Deutz führend und der Absatz stieg rasant. Davon wollten auch andere Unternehmen profitieren. Lanz mit seinem Bulldog und Porsche waren um 1940 die beliebtesten Hersteller, gefolgt von Deutz, Fendt, Hanomag, John Deere, MAN und sogar Mercedes baute Traktoren.
Dazu kamen kleinere Hersteller, für deren Oldtimer-Traktoren inzwischen viel Geld geboten wird, denn teilweise wurde nur ein Exemplar eines Typs produziert. Namen wie Allgaier, Bautz, Eicher, Fordson, Güldner, Hela, IHC, Normag, Steyr, Trautner oder Ursus sind nur noch Eingeweihten, Liebhabern und Sammlern ein Begriff.
Wo sind diese charmanten Ungetüme zu sehen?
Generell lautet die erste Empfehlung: Museum! Das kann das berühmte Deutsche Museum in München sein, das als weltgrößtes Technik- und Wissenschaftsmuseum eine eigene Abteilung für Flugzeuge, Raumfahrtzeuge und eben für Traktoren unterhält.
Zudem gibt es in fast ganz Deutschland eine Reihe von privaten Sammlungen oder solchen von Oldtimer Vereinen, die besichtigt werden können. Das Auto & Traktoren Museum Bodensee in Uhldingen-Mühlhofen gehört dazu, genau wie Traktorenmuseum Melle-Buer in Meesdorf. Letzteres gehört dem Traktoren und historische Landmaschinen-Verein Grönegau-Buer e.V. und ist mit über 150 Traktoren das größte Museum seiner Art.
Wer in Schweden unterwegs ist, sollte in Linköping im Odalmannens Museum vorbeischauen, das offiziell Landtechnik- & Traktorenmuseum heißt. Stilecht auf einem alten Bauernhof untergebracht, sind einige technisch Leckerbissen ausgestellt, von denen keiner jemals deutschen Boden umgepflügt hat.
Eine echte Lokomobile, also ein Traktor auf Basis einer Dampflokomotive, ist im Traktormusseum Westerkappeln zu sehen. Dort steht auch ein Lanz Bulldog von 1922, der damals bereits eine der ersten Dreschmaschinen antreiben konnte, die seinerzeit von Ködel & Böhm konstruiert worden war.
Traktoren-Treffen und ganz besondere Feste mit Oldtimern
Museen sind generell spannend und präsentieren in der Regel erstklassig restaurierte Traktoren, die zudem ausführlich erklärt werden. Das ist aber nichts gegen die immer beliebteren Traktoren-Treffen, denn auf denen sieht man diese Oldtimer in Aktion.
Wer diese historischen Schlepper in Aktion erleben will, kann sich ein solches Event seiner Nähe aussuchen, wozu alle Traktortreffen 2019 übersichtlich zusammengefasst und aufgeführt wurden.
Oft werden aber auch diese Zusammenkünfte von Liebhabern historischer Schlepper geradezu geheim gehalten, denn man zieht es oft vor unter sich zu bleiben. Gelegentlich ist aber ein knallroter Porsche Junior oder ein Fendt Dieselross beim Umzug während eines historischen Stadtfestes das Tüpfelchen auf dem i.
Eines der größten Spektakel rund um historische Fahrzeuge aller Art findet regelmäßig in Flensburg statt. Zum Dampfrundum treffen in der Fördestadt aber nicht nur Traktoren aus ganz Europa ein. Auch mit Dampf betriebene Schiffe, Busse, Autos, Motorräder und selbstverständlich Lokomotiven geben sich ein Stelldichein.
Es gibt nur selten die Gelegenheit, derart viele und verschiedene historische Dampffahrzeuge an einem Ort bestaunen zu können, wie eben beim Flensburger Dampfrundum. Deshalb besuchen nicht nur ganz gewöhnliche Zuschauer dieses Event. Zahlreiche Sammler, Liebhaber und sogar Ingenieure einiger Hersteller finden sich ein und tauschen sich aus. Bei diesen Gesprächen werden oftmals hilfreiche Informationen verbreitet, insbesondere was die Ersatzteilbeschaffung angeht. Auch Konstruktionspläne, technische Beschreibungen und natürlich Fan-Artikel sind auf derartigen Traktoren-Treffen generell erhältlich.